PRoKita - Plurale Rollenkonflikte und Kollektivbewusstsein in Kitas

Zeitraum: 01.11.2023 bis 31.10.2025

Projektleitung: Prof. Dr. Sigrid Betzelt (HWR Berlin) und Prof. Dr. Ingo Bode (Universität Kassel)

Wissenschaftliche Mitarbeitende: Johannes Eckstein (HWR Berlin), Charlotte Herbertz (Universität Kassel)

Finanziert durch die Hans-Böckler-Stiftung.

Inhalt

An Kitas richten sich heute multiple gesellschaftliche Erwartungen (Bildung, Erziehung, Betreuung), die sich durch die Diversität der Adressat:innen noch erweitern, und dies bei begrenzten Ressourcen. Spannungen und Rollenkonflikte sind zu erwarten. Das Projekt untersucht, was daraus für die Organisationen und ihr Personal resultiert, v.a. mit Blick auf Dynamiken des Kollektivbewusstseins.

Für die Forschung zur aktuellen Arbeitswelt sind soziale Berufe und ihre Organisationskontexte zunehmend relevant – das gilt auch für Kindertageseinrichtungen (Kitas), die typisch sind für den ‚feminisierten‘ Care-Sektor. Diskutiert werden hier u.a. Anerkennungsdefizite, eine lückenhafte Interessenvertretung und eher zögerliche Professionalisierungsprozesse – obgleich zuletzt Veränderungen (z.B. selbstbewusstere Orientierungen in Arbeitskonflikten) zu beobachten waren. Die Entwicklung von Kitas vollzieht sich im Kontext divergenter gesellschaftlicher Erwartungen, einhergehend mit einem immer anspruchsvolleren Leistungsauftrag, der sich durch die Diversität der Adressat:innen noch kompliziert („Bildungspanik“; Inklusion; Kinderschutz). Hinzu kommen unterschiedliche ‚Trägerphilosophen‘ sowie Spannungen zwischen formalisierten Qualitätsnormen und der ‚eigentlichen‘ Interaktionsarbeit – all dies bei begrenzten Ressourcen (auch wegen Personalmangels) und mit multiplen Berufsrollen.

Das Forschungsvorhaben untersucht, wie sich die o.g. Gemengelage in den Arbeits- und Organisationsprozessen des Sektors niederschlägt, v.a. mit Blick auf Bewusstseinsstrukturen. Von zentralem Interesse sind dabei die Struktur der bestehenden (multiplen) Leistungserwartungen und daraus resultierende Rollenkonflikte. In den Fokus rücken damit in der Forschung bislang unterbelichtete Aspekte wie die Ambivalenz solcher Erwartungen im Zuge der Funktionserweiterung von Kitas; die Komplexität der Interaktionsarbeit mit Eltern in diesem Kontext; sowie Rollenkonflikte im Organisationsalltag und ihre Konsequenzen für kollektives Handeln auf der betrieblichen wie überbetrieblichen Ebene. Die Erkenntnisse sind relevant für die Debatte zu Problemen und Potenzialen der organisierten Interessenvertretung im fraglichen Sektor, bilden aber zugleich die Grundlage für eine kritische Reflexion der auf ihn projizierten gesellschaftlichen bzw. sozialpolitischen Erwartungen.

Das Untersuchungsfeld umfasst Kitas und ihr Personal im gesamten Elementarbereich (0-6-Jährige), wobei auch Eltern einbezogen werden. Im Zentrum stehen qualitative Organisationsfallstudien sowie Expert:innen-Gesprächen aus überbetrieblichen Arbeitszusammenhängen. Durchgeführt werden Fallstudien in vier (kommunalen und frei-gemeinnützigen) Einrichtungen mittlerer Größe, die verschiedene Klientelprofile in groß- und kleinstädtischen Räumen Ost- und Westdeutschlands aufweisen: zwei in so genannten sozialen Brennpunkten und zwei in eher „bildungsbürgerlich“ geprägten oder sozial durchmischten Stadtteilen. Gearbeitet wird mit verschiedenen Datenquellen und -sorten (Dokumente, halbstrukturierte Interviews, Fokusgruppendiskussionen; Expert:innen-Gespräche). Die Auswertungen sind hermeneutisch orientiert und erfolgen auch mit Blick auf Möglichkeiten zur theoretischen Generalisierung der Befunde.

Weitere Informationen auf der HBS Projektseite.